GAILTALNETZ, Kulturportal & Datenbank

Gail-, Gitsch- und Lesachtaler Kunst & Kultur – gemeinnütziges Kultur-Informationsservice, gegründet 02/2010, Facebook http://www.facebook.com/GailtalnetzKulturInformationsservice

Deutsche Sprachinseln

Kärntner Mundart (Dialekte)

Sprachen in unserem Kulturraum

  1. Gottschee
  2. Timau (Tischlbong)
  3. Sauris (Zahre)

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1. Gottschee

Internationale Seite der Gottscheer: http://wwwu.uni-klu.ac.at/hleustik/gottschee/

Seit Anfang des Jahres 2004 ist die alte Gottscheer Heimat auch mit der neuen Homepage der Arbeitsgemeinschaft der Gottscheer Landsmannschaften, der Dachorganisation der Gottscheer Landsmannschaften in aller Welt, mit Sitz in Klagenfurt, im Internet vertreten.

Sie ist unter der Adresse http://www.gottschee.at zu erreichen.

Bei der der Sitzung der Arbeitsgemeinschaft der Gottscheer Landsmannschaften anläßlich der Gottscheer Wahlfahrt im Juli 2003 in Klagenfurt, haben die Vertreter der Gottscheer Organisationen aus aller Welt auf Initiative unseres Landsmannes Mag. Hermann Leustik ( * ) beschlossen, eine eigene Homepage zu entwickeln und ins Netz zu stellen.

Mit der Umsetzung dieses Vorhabens wurde Mag. Hermann Leustik betraut.

Mit Dipl.Ing. Karl Hönigmann, dem Vorsitzender der Landsmannschaft Wien und Otto Tripp, dem Geschäftsführer der Landsmannschaft Klagenfurt, konnten zwei weitere Landsleute für das Projektteam gewonnen werden.

Nach intensiven Planungen wurde im Herbst mit der technischen Realisierung und inhaltlichen Umsetzung der Homepage begonnen.

Anfang dieses Jahres war es dann so weit – die Homepage wurde mit den bereits vorhandenen und neu aufbereiteten Informationen ins Netz gestellt. In regelmäßigen Abständen werden weitere Informationen in die Homepage integriert. Über den Menüpunkt „Neu oder geändert“ kann sich der Besucher der Homepage über diese Neuerungen informieren….

Aufbau der Homepage „Gottschee digital“:

Die Homepage gliedert sich in zwei Bereiche

  1. Aktuelle Informationen
  2. Informationen über unsere alte Heimat

Die geographische Lage von Gottschee (Quelle: original Homepage)

http://wwwu.uni-klu.ac.at/hleustik/gottschee/

Kurzeinführung
Gottschee – Unvergessene Heimat 

(Quelle: original Homepage)

Das Gottscheerland gehörte zu den ältesten deutschen Siedlungen im süd- und südosteuropäischen Raum. Das Schicksal der Gottscheer war bis in die jüngste Vergangenheit aufs engste mit dem der slowenischen Nachbarn verbunden. Die Kolonisten, die Graf Otto von Ortenburg rief, kamen in ein zwar begangenes, aber unbewohntes Land, das von den Flüssen Kulpa und Cabranka im Süden, von der Krainer Gurk im Norden begrenzt war. In der frühesten, die Gottscheer Geschichte betreffenden Urkunde vom 1. September 1339, genehmigte Patriarch Bertrand von Aquileia die Anstellung eines Kaplans an der Kapelle zum hl. Bartholomäus beim Landgut in Mooswald, der Vorgänge-rin der späteren Pfarrkirche außerhalb der Siedlung „Gotsche”, deren Name erstmals 1363 genannt wird, und der gesamten Sprachinsel den Namen geben sollte. Der heutige Ort Gottschee – slowenisch Koevje – wurde 1377 zum Markt und 1471 zur Stadt erhoben.

Die Siedler aus Oberkärnten und Osttirol leisteten vorbildliche Pionierarbeit, die im 15. und 16. Jahrhundert immer wieder von einfallenden Türken zunichte gemacht wurde. Unermeßlich war auch der Blutzoll, den die Gottscheer in diesen Jahrhunderten bringen mußten. Um die wirtschaftlichen Schwierigkeiten einigermaßen auszugleichen, erließ Kaiser Friedrich III. am 23. Oktober 1492 ein Hausierhandelspatent, durch das den Gottscheern der Handel mit Leinwand und Holzwaren und anderem „so sie erarbeiten …”, also mit selbsterzeugten Waren, gestattet wurde.

Nach dem Aussterben der Ortenburger folgten die Grafen von Cilli, ihnen die Habsburger als Grundherren des Ländchens, die verschiedene, auch kroatische Adelsgeschlechter damit belehnten, bis die Grafschaft Gottschee 1641 von den Auerspergern erworben wurde.

Nach dem Höhepunkt der Bevölkerungszahl in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts führte vor allem die um 1880 beginnende Auswanderung nach Nordamerika zu einem fortschreitenden Rückgang der Einwohner. Das Ende des Ersten Weltkrieges brachte einen schicksalhaften Einschnitt: Mit dem Herzogtum Krain, das wie Kärnten 1335 an die Habsburger und damit an die österreichischen Erblande gekommen war, fiel die Sprachinsel an das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen. Die Folgen waren für die Gottscheer verheerend. Das gut entwickelte deutsche Schulwesen – Gymnasium, Hauptschule, Holzfachschule und 33 Volksschulen – wurde nach und nach zerschlagen, die deutschen Vereine aufgelöst, ihr Vermögen beschlagnahmt und das kulturelle Leben lahmgelegt. 1939 wurde der letzte deutsche Lehrer aus der Sprachinsel an eine slowenische Schule versetzt. 1930 konnten die Gottscheer noch einmal mit ihrer von den Behörden genehmigten 600-Jahr-Feier, die unter dem Protektorat des slowenischen Königshauses stand, ihre reiche Volkskultur und ihre Mundart in der Öffentlichkeit präsentieren. Aus nah und fern waren dazu die Landsleute herbeigeeilt. Nach dieser Feier, die viel Aufmerksamkeit erregt hatte, erwachte bei den Gottscheern neue Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

Nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges und dem Einmarsch der deutschen Gruppen, der Kapitulation Jugoslawiens am 17. April 1941, begann jedoch der letzte tragische Abschnitt der Gottscheer Geschichte. Nach der Besetzung Gottschees durch die Italiener und dem Hitler-Mussolini-Abkommen vom 31. August 1941 fiel in Berlin die endgültige Entscheidung über die schon im Juni 1940 von deutschen Behörden ins Auge gefaßte Umsiedlung. Die Gottscheer hatten nun die Wahl, sich für die Umsiedlung „nach Deutschland” zu entscheiden oder ihr Volkstum aufzugeben. Bis zuletzt blieb geheim, daß Höfe ausgesiedelter Slowenen in der Untersteiermark, im sogenannten „Ranner Dreieck” – im Raum Rann (Brezice) und Gurkfeld (Krsko) – übernommen werden sollten. Beim Kriegsende fielen die viel zu spät zur Flucht aufgebrochenen Gottscheer in großer Zahl den Partisanen in die Hände und landeten in den berüchtigten Lagern von Sterntal bei Pettau und Tüchern bei Cilli. Hunderte gingen dort zugrunde. Wem die Flucht gelang oder wer Folter und Hunger überlebte, suchte in Österreich, u. a. in der Steiermark und in Kärnten, eine neue Heimat.

In der Not bewährte sich die landsmannschaftliche Verbundenheit mit den im 19. und frühen 20. Jahrhundert nach Amerika ausgewanderten Gottscheern. Schon 1889 wurde dort der erste österreichische Unterstützungsverein in Cleveland gegründet. Die nach den Wirren des Zweiten Weltkrieges entstandene „Gottscheer Relief Association” in New York trug entscheidend zur Linderung der in Not Geratenen bei. In Österreich und Deutschland fanden sich die Gottscheer sehr bald in Landsmannschaften zusammen, die anfangs vorwiegend soziale Aufgaben erfüllten. Tüchtigkeit und Fleiß verschufen den neuen Bürgern Anerkennung. Mit Klagenfurt-Krastowitz, Graz-Maria Trost und dem Gottscheer Brunnen im Schwarzwald erhielten die Gottscheer kulturelle Gedenkstätten. Ungebrochen ist der Zusammenhalt mit den Landsleuten über den Ozean hinweg.

Die Sehnsucht nach der alten Heimat ist geblieben. Schmerzlich mußte bei den ersten Besuchen festgestellt werden, daß viele Siedlungen nicht mehr bestanden. Die einsamen Dörfer im Hornwald hatten die Italiener bei ihrem Kampf gegen die Partisanen abgebrannt, ihre Spuren sind längst vom Wald überwachsen. In anderen Dörfern sind viele Häuser verfallen. In den fünfziger und frühen sechziger Jahren wurden zahlreiche noch erhaltene Kirchen, Kapellen und Bildstöcke im Sinne des Kommunismus zerstört.

Heute erlebt das Gottscheertum unter den in der alten Heimat in Slowenien Verbliebenen eine Renaissance. Sie schlossen sich in zwei Vereinen in Pöllandl und in Laibach zusammen. Mit Hilfe der Kärntner Landesregierung, der österreichischen Bundesregierung und des deutschen Innenministeriums wurde ein Kulturhaus im Dorf Krapflern bei Pöllandl (Obcice) geschaffen. Nicht nur die noch ansässigen Gottscheer, sondern auch junge slowenische Mitbürger sind die Besucher dieser Einrichtung.

Das Jahrhundert, das unsagbares Leid über Gottscheer und Slowenen gebracht hat, möge in Versöhnung und Verständigung im vereinten Europa ausklingen.


Werner VERDERBER, Fotograf, Hermagor

Gottscheer im Mittelpunkt Österreichs
Werner Verderber – Hermagor. Auf tragische Weise ist am 17 Juli. 2005 der im Gailtal in Kärnten bekannte. Fotografenmeister Werner Verderber verunglückt. …
wwwu.uni-klu.ac.at/hleustik/gottschee/archiv/…/gz/pdf…/august_2005.pdf

Beteiligung am Filmprojekt Dickicht:
http://www.vada.cc/dickicht.html


Ronacher, Arnold
und Werner Verderber:
Du bist das Land. Hymne an Kärnten.

Klagenfurt : Heyn 1995. 128 S. mit ganzs. Farbfotos. Leinen, Fadenheftung, SU, 25 cm. ISBN: 3853667929 (EAN: 9783853667927 / 978-3853667927)

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2 . Timau – Tischlbong

Kulturverein Taic in Vriaul http://www.taicinvriaul.org/timau/ted/indice.html

timau [at] taicinvriaul.org

http://bar.wikipedia.org/wiki/Tischlbong

Tischlbong (italienisch: Timau, frulanisch: Tamau, hochdaidsch: Tischelwang) is a Oatschåft im Noadn fum Friaul. Es ghead zu da Gmõa Paluzza in da Brovinz Udine (tischlbongarisch: Beidn, boarisch: Weidn) dazua, ligt auf 830 m Hechn und es wonan 521 Laid doat. De Oatschåft is gãns in da Nechn fu da ésdaraichischn Grenz, gråd iwa de Karnischn Åipn driwa, auf da ãndan Sait fum Blöknbåss. Tischlbong is a Schbråchinsl wo néman Italienischn und n’Furlanischn a nu a åida boarischa Dialekt grét wiad, s’Tischlbongarisch.

Wikipedia: Timau (friulanisch: Tamau, deutsch: Tischelwang, lok. Tischlbong) ist eine Fraktion der italienischen Gemeinde Paluzza in der Provinz Udine. Die auf 830 Meter über Meer liegende Fraktion zählt 521 Einwohner (Stand: 2002). Weiter…

Tischelwang/Timau

http://www.sprachinselverein.at/ger/timau.htm

Ostoberitalien, Prov. Udine

Lage: im Tal des But, einem Tagliamentozufluß, am Südfuß des Plöckenpasses (Karnische Alpen) in 821m Seehöhe, Friaul-Karnien

Gründungszeit: um 1200, erste Nennung 1234.

Geschichte: der in verkarsteter Hochgebirgslandschaft (Karnische Alpen) gelegene Ort mußte nach Naturkatastrophen zweimal an anderer Stelle neu aufgebaut werden. Seine äußeren Geschicke sind durch den Paßübergang nach Kärnten bestimmt, seine inneren durch das Quellenheiligtum zum „Alten Gott“ (nach dem antiken Flußgott Timavus, dem der Ortsname Timau zugeordnet ist), das verchristlicht zu einer weithin bekannten Wallfahrtsstätte wurde. Lange Zeit beherrschten Knappen das Ortsbild. Die deutsche Besiedlung aus dem Kärntner Gailtal und dem Weißenseegebiet ist mundartkundlich und urkundlich belegbar. Seit 1866 gehört Tischelwang zu Italien. Um 1880 1000, heute 600 Einwohner. Im Ersten Weltkrieg war der Ort im Frontgebiet, die Ortsbewohner wurden z.T. evakuiert. Maria Plozner-Mentil, die wie viele Frauen aus Karnien für die italienischen Truppen Munition zum Paß schleppte, starb als Heldin. Politisch gehört Timau heute zur nächsten Gemeinde im Buttal Paluzza. Viele Ortsbewohner sind als Saisonarbeiter heute im Ausland tätig.

Sprache: die deutsch-kärntnerische Hausmundart schien vor einigen Jahrzehnten zu schwinden, ist aber wiedererstarkt. Die Umgangssprache ist friaulisch, die Schriftsprache italienisch. Trotz privater deutscher Sprachkurse und eines eingeschränkten Deutschunterrichtes in der Hauptschule kein wirkliches Nahverhältnis zur deutschen Schriftsprache.

Ortsnamen: Tischelwang, älter Teschelwang war ursprünglich Flurname: Wiesenhang, auf dem das (Hirten-) täschelkraut (lat. Capsella bursa pastoris) wächst. Zahlreiche deutsche Flurnamen neben alten romanischen. Die Familiennamen, wie Unfer, Plozner, Primus weisen nach Kärnten.

Volkskultur: das Ortsbild wirkt italienisch, die geistige Kultur mit Lied, Tanz und Volksschauspiel ist eine glückliche Mischung zwischen Altkärntner Traditionen und friaulischen Einflüssen.

Kulturpflege: sehr reger Kulturverein: http://www.taicinvriaul.org; ausgezeichneter Chor, Kindertanzgruppe „is guldana Pearl“ (das goldene Bärlein); Zeitung: „asou geats“ (so geht es) im Ortsdialekt sowie friaulisch und italienisch; Tischlbongara Piachlan – quaderni di cultura timavese“, regelmäßig hgg. seit 1997

Literaturhinweis: I. Geyer, Die deutsche Mundart von Tischelwang in Karnien (Italien), Wien 1984. B. Petris, Tischlbong, Tamau, Timau, Udine 1980.

E. Kranzmayer, Der alte Gott von Tischelwang am Plöckenpaß, Wien 1968 (seit 1986 auch ital. Sprache.

A. Gasser/I.Geyer: Wörterbuch der deutschen Mundart von Tischelwang/Timau. Edition Praesens 2002.

 

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Reisebericht Sutrio, Ovaro (Friaul)

http://www.joinmytrip.de/reiseberichte/reisebericht-friaul-die-unbekannte-schoene-im-nordosten-italiens-1600.html

3. Sauris (Zahre)

http://de.wikipedia.org/wiki/Sauris

Hier auszugsweise Zitate von Wikipedia:

Sauris (deutsch: Zahre) ist eine Gemeinde und deutsche Sprachinsel in den Karnischen Alpen, Oberitalien, Provinz Udine, Region Friaul mit 429 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2010).

Die Nachbargemeinden sind: Ampezzo (dt. Petsch), Forni di Sopra, Forni di Sotto, Ovaro, Prato Carnico und Vigo di Cadore (BL).

Sauris ist eine der deutschen Sprachinseln in Nordostitalien und liegt auf 1200 bis 1400 m nordwestlich der Lumieischlucht (ital. Torrente Lumiei) bei Ampezzo, der Hauptzufahrt zu Zahre. Von Westen aus dem Piavetal/Cadore ist Sauris/Zahre über die Sella Ciampigotto (1.797 m) erreichbar.

Sauris/Zahre besteht eigentlich aus zwei Dörfern: Sauris di Sotto/Unterzahre (1.215 m s.l.m.) und Sauris di Sopra/Oberzahre (1.390 m s.l.m.) mit zusammen 419 Einwohnern (Stand: 31. Januar 2006). Beide Ortsteile der am höchsten gelegenen Gemeinde Friauls sind liebevoll gepflegt und revitalisiert.

Nach den neueren Erkenntnissen der Linguistik und der Regionalgeschichte wurde Zahre etwa um die Mitte des 13. Jahrhunderts wie auch die Sprachinsel Sappada (deutsch: Bladen) aus dem Hochpustertal und/oder dem angrenzenden Kärntner Lesachtal besiedelt.

Quellen über die erste Besiedlung gibt es fast keine, nachdem ein Brand Mitte des 18. Jahrhunderts das angeblich an Dokumenten reiche Pfarrarchiv vollständig zerstört hatte.

In einem Dokument bereits aus dem 12. Jahrhundert ist von der „Contratta de Sauris“ (gemeint ist wohl das heutige Sauris di Sotto/Unterzahre) die Rede, so dass man davon ausgehen kann, dass Sauris als Ortsbezeichnung schon vor der deutschen Einwanderung existiert hat. Die deutsche Bezeichnung Zahre wurde demgemäß von dem romanischen Namen abgeleitet.

Jahrhundertelang führten die Bewohner in ihrem extrem isoliert gelegenen Dorf ein kärgliches Leben als Bergbauern und teilweise Wanderhändler.

Während der Zeit des Faschismus in Italien (1922–1943) wurden die deutschen Traditionen und die Sprache nicht nur im öffentlichen, sondern sogar im privaten Bereich unterdrückt und verboten: Mussolini und der italienische Nationalismus betrieben wie in Südtirol so auch in den deutschen Sprachinseln eine rücksichtslose Politik der Italianisierung.

Die Bevölkerung zählte um 1880 noch 800, 1980 rund 500 und heute etwa 600 Einwohner. Im Jahr 1947 wurde der Stausee von Sauris gebaut und damit auch der Hauptzugang zu Sauris di Sopra (Oberzahre) erleichtert. Der westliche Zugang nach Sauris ist auch heute noch sehr mühsam und im Winter monatelang unmöglich.

Heute bestehen enge Kontakte zu den anderen deutschen Enklaven, insbesondere zu den am nächsten gelegenen Sappada (deutsch Bladen, mundartlich-tirolerisch Plodn, Provinz Belluno) und Timau (Tischelwang, Provinz Udine), aber auch zu den weiter westlich gelegenen Lusern (Provinz Trient), Fersental (Provinz Trient), Sieben Gemeinden mit dem Hauptort Asiago (Provinz Vicenza) und zu den Dreizehn Gemeinden (Provinz Verona).

Seit einigen Jahren baut die Gemeinde den Fremdenverkehr aus und stellt dabei ihre ganz besondere deutsche Tradition heraus, um so auch die Abwanderung vor allem der jungen Leute zu stoppen und ihnen wirtschaftliche Perspektiven am Ort zu eröffnen. Die Gemeinde hat dabei beachtliche Erfolge zu verzeichnen und erlebt derzeit einen Aufschwung. Neue Projekte – auch mit Unterstützung durch die Provinz Udine, die Region Friaul und die EU – sind geplant.

Als Delikatesse ist der Schinken aus Sauris bekannt, ein leicht geräucherter Rohschinken, der mit Gebirgskräutern gewürzt ist.

Die Zahrische Mundart ist von Pustertaler Elementen aus dem Gebiet Innichen-Sillian-Villgraten-Kartitsch geprägt. Sie ist eng verwandt mit dem Idiom der nordwestlich gelegenen Sprachinsel Sappada (Bladen), unterscheidet sich aber von jenem durch einige archaische sprachliche Elemente sowie durch stärkere romanische Einflüsse. Friaulisch ist teilweise Umgangssprache, italienisch ist mangels deutschem Schulunterricht die fast ausschließliche Schriftsprache.

Die Deutschen Sprachinseln Nordostitaliens haben keinerlei Verbindung mit dem germanischen Volk der Kimbern, von denen eine behauptete Herkunft als „Zimbern“ abgeleitet wird. Dabei handelt es sich um einen Irrtum des frühen 19. Jahrhunderts, als Volkskundler erstmals auf die bis dahin vergessenen deutschen Sprachinseln Italiens aufmerksam wurden. Ihre deutsche Mundart lässt die Herkunft eindeutig aus dem Hochpustertal nachweisen und dürfte auf jene Zeit des Mittelalters zurückgehen, als das Gebiet mit der Grafschaft Cadore zum Hochstift Freising gehörte.

Etwa 70 Prozent der Einwohner sprechen im Alltag Zahrisch. Allerdings ist der Rückgang des zahrischen Sprachgebrauchs bis in die 80er Jahre evident. Anfang des 20. Jahrhunderts lag das aktive Beherrschen der zahrischen Muttersprache noch bei 100 Prozent und nahm jahrzehntelang stetig ab, um sich seit etwa 1980 wieder zu stabilisieren.

Die Sprache wird auch im öffentlichen Leben verwendet. Vor allem die Kirche ist um die Erhaltung der alten Sprache bemüht. So sind neuerdings Gebete und Gesänge wieder entdeckt worden. Auch im Kindergarten und in der Schule wird heute wieder Zahrisch gelehrt.

Der deutsche Name Zahre sowie auch sein romanisches Pendant Sauris gehen gemeinsam auf illyrisch „Savira“ (Flusslauf) zurück. Neben einigen romanischen Namen wie Lateis geht die überwiegende Zahl der Namen wie etwa die Bergnamen Vesperkofel oder Morgenleite auf deutschen Ursprung zurück.

Bruno Petris hat 1975 über 200 Orts- und Flurnamen gesammelt und etymologisch analysiert: In der Berglandwirtschaft gibt es Bezeichnungen wie „Elble“ und „Rösleite“, Flurnamen wie „Stanbont“ und „Hoacha Laite“, Toponyme im Zusammenhang mit Wasser wie „Pam Prünlan“ („pam“ heißt „bei dem“) und viele andere Ortsbezeichnungen deutschen Ursprungs wie „Pan der Kirch“ oder „Ame Khraitz“. Besonders häufig sind die Familiennamen Schneider, Plozzer und vor allem Petris.

Eine besondere Tradition in Sauris/Zahre haben religiöse und weltliche Lieder sowie das Chorsingen.

Das älteste Lied in zahrischer Sprache stammt aus dem 15. Jahrhundert: „Bas bolt ein Jäger jagen“ (Es wollt’ ein Jäger jagen). Die „Canti del Giro della Stella“ (Lieder der Sternrunde) aus der Zeit vom 15. bis 18. Jahrhundert werden noch heute zu Weihnachten gesungen: Am Weihnachtsfest geht eine Prozession um, die einem auf einem Stock befestigten Stern folgt. Der feierliche Umzug führt durch die Dörfer und Weiler, wobei Früchte, Eier, Käse und Speck eingesammelt werden. Die „Lieder der Sternrunde“ werden in verschiedenen musikalischen und sprachlichen Varianten gesungen und gespielt – auf Zahrisch, Italienisch, Lateinisch und Friaulisch. Der Chor „Coro Zahre“ begleitet die Prozessionen „Giro della Stella“ (Sternrunde) am 26. Dezember in Sauris di Sotto/Unterzahre und am 29. Dezember in Sauris di Sopra/Oberzahre. Die Traditionen des Chores „Coro Zahre“, der vom Ortspfarrer geleitet wird, werden gepflegt und ausgebaut. Der „Coro Zahre“ wurde 1975 gegründet und singt die traditionellen Lieder, aber er integriert auch neue Stücke, die dann einen ganz besonderen zahrischen Charakter bekommen.

Der Chor hat sich mittlerweile auch überregional Renommee erworben und gilt als Kulturbotschafter von Sauris/Zahre.

Weitere in Sauris/Zahre heute noch gesungene Lieder sind der „Puer Meus“, Kinderreime, Liebeslieder und Soldatenlieder. Der „Puer Meus“ wird in mehreren Varianten in zahrischer und lateinischer Sprache zu Weihnachten bzw. am Neujahrstag in der Kirche von San Lorenzo in Sauris di Sopra/Oberzahre gesungen. Noch heute ist die Gesangstradition sehr lebendig und dient der Kommunikation und dem Gemeindeleben: Seit 1995 treffen sich fast alle Frauen vor allem von Sauris di Sopra/Oberzahre jede Woche und proben entweder neue Lieder, die sie dann in der Kirche singen werden oder singen einfach nur zum Vergnügen zahrische, aber auch italienische Lieder.

Ortsbild und bäuerliche Lebenswelt sind von Osttiroler und friaulischen Elementen geprägt. Die beiden Kirchen in Sauris di Sotto/Unterzahre wie in Sauris di Sopra/Oberzahre beinhalten kunsthistorisch bedeutende gotische Flügelaltäre aus dem Pustertal (Nikolaus von Bruneck 1524, Michael Parth 1551). Die Bevölkerung ist sehr musikalisch und hat einige Dialektdichter hervorgebracht.

Zu den bekanntesten Kunsthandwerksarbeiten zählen das Weben und das künstlerische Verarbeiten von Holz. Traditionen wie der Zahrer Fasching mit seinen archaischen Figuren, der zu den ältesten im Alpenraum zählt und am Faschingssamstag und Faschingssonntag stattfindet, wurden wieder belebt.

Die Bauweise von Sauris/Zahre, charakterisiert durch eigentümliche Holzscheunen und Häuser mit typischen Balkonen und Holzläden, unterscheidet sich signifikant vom friaulischen Umland. Der Kulturverein „Circolo culturale Saurano“ und die Gemeinde geben die Ortszeitschrift „De Zahre reidet“ (Zahre berichtet) heraus.

  • Sprachwissenschaftliche Studien von N. Denison, Graz.
  • Dialektlyrik: Ferdinand Polentarutti, Liedlan in der Zahrer Sproche, 1890;
  • Fulgenzio Schneider, Geschichtliche Erinnerungen
  • Roberta Costantini, Fulvio Dell’Agnese, Micol Duca, Antonella Favaro, Monica Nicoli, Alessio Pasian: Friuli-Venezia Giulia. I luoghi dell’arte, S. 265-267; Bruno Fachin Editore, Triest
  • Wilhelm Baum: Deutsche Sprachinseln in Friaul, Klagenfurt 1980
  • Harald Waitzbauer, Sprachinsel mit Reizüberflutung, in: Wiener Zeitung 22. Dezember 1989

Weblinks

 Commons: Sauris – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

 

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